(Teildisziplinen /
Forschungsschwerpunkte: Diskurs- und
Konversationsanalyse / empirische Dolmetschforschung /
Fachkommunikation
/ Interkulturelle Kommunikation)
Angenommen als Habilitationsschrift von der
Fakultät für
Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld
(2002),
publiziert im Verlag für Gesprächsforschung 2004, siehe http://www.verlag-gespraechsforschung.de/2004/apfelbaum.htm
Zusammenfassung
Theoretische und didaktische Modelle zum Dolmetschen haben lange Zeit
die individuelle Leistung der dolmetschenden Personen akzentuiert. In
den
letzten Jahren ist jedoch — vor allem in empirischen Forschungsarbeiten
zu Situationen des Gesprächsdolmetschens — ein Perspektiv- bzw.
Paradigmenwechsel
eingetreten. Im Mittelpunkt steht nun zunehmend die Beschreibung
interaktiver
Verfahren, mit denen Situationen mit Dolmetschbedarf von allen
Beteiligten
gemeinsam bewältigt werden. Diese interaktive Dimension von
Dolmetschtätigkeit
wird in der Habilitationsschrift unter dem Stichwort
"Gesprächsdynamik"
systematisch weiter geführt und für die Rekonstruktion von
Interaktionskompetenzen
in Situationen internationaler Fachkommunikation mit
Dolmetschbeteiligung
(Schwerpunkt Technik und Wirtschaft) nutzbar gemacht. Dabei erfolgt ein
Bezug auf das Konzept der "Synchronisierung", mit dem zunächst in
der Psychologie Phänomene fokussierter koordinierter Interaktion
beschrieben
wurden und das von der auf John Gumperz zurückgehenden
Kontextualisierungstheorie
für die Theoriebildung linguistischer Gesprächsanalyse
aufgegriffen
wurde. An ausgewählten Transkripten eines umfangreichen Korpus von
Ton- und Videoaufzeich-nungen (Gesamtumfang: ca. 17 Stunden), wird
rekonstruiert,
wie die Beteiligten in authentischen und simulierten
Dolmetsch-Interaktionen
mit konversationellen Verfahren die Interaktion im Dolmetschformat
(Produktion
von Original und Dolmetschung) organisieren und wie sie systematisch
mit
verbalen und nonverbalen Mitteln je kontextspezifische kommunikative
Aufgaben
zur gemeinsamen Bearbeitung relevant setzen.
Im Ergebnis zeigt sich, dass zum Spektrum
der Interaktionskompetenzen
wesentlich mehr gehört als die sukzessive korrekte
Übertragung
von Originalen in eine Zielsprache: So lässt sich zwar die
gemeinsame
Orientierung am Dolmetschformat korpusübergreifend nachweisen;
darüber
hinaus erweist sich für die gelungene Bewältigung konkreter
Situationen
jedoch auch als konstitutiv, im Sinne eines Arbeitsbündnisses
gemeinsame
Verantwortung für die Realisierung globalerer Interaktionsmuster
(z.B.
Erklärung oder Frage-Antwort-Sequenz) zu übernehmen, und zwar
weitgehend unabhängig davon, ob erfahrene Dolmetscher/innen oder
Dolmetscher/innen
in der Ausbildung beteiligt sind. Insofern können aus den
Ergebnissen
der Analysen im letzten Teil der Arbeit auch didaktische Konsequenzen
formuliert
werden, die vor allem die Gestaltung von Fachdolmetschkursen im Team
Teaching
betreffen.
Weitere Publikationen zum Thema der
Habilschrift:
Apfelbaum, Birgit (1999): "Aspekte der
Sprecherwechselorganisation
in Dometschinteraktionen Eine konversationsanalytische Fallstudie am
Beispiel
von deutsch-französischen Fachschulungen." In:
Gerzymisch-Arbogast,
Heidrun / Gile, Daniel / House, Juliane / Rothkegel, Annely (Hgg.):
Wege
der Übersetzungs- und Dolmetschforschung. (=Jahrbuch
Übersetzen
und Dolmetschen; Bd. 1) Tübingen: Narr, 209-239
Apfelbaum, Birgit (2000): «La gestion
du couple QUESTION-REPONSE
(Q-R) en situation de communication assistée par un(e)
interprète.»
In: Studia Romanica Posnaniensa 25/26, 3-14
Stand: 08.08.2002
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